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Der Steinbruch bei Etterzhausen, ein großer Schritt Richtung Natur

Die riesige, grün gestrichene Siloanlage, die sich direkt neben der B 8 zwischen Etterzhausen und Mariaort mitten in dem seit Jahren stillgelegten Steinbruch befand, ist abgebaut. Das Schotterwerk-Etterzhausen ist endlich Geschichte. Seit den ersten Novembertagen 2015 gehört das ehemalige Dolomit-Schotterwerk-Etterzhausen (DSE) - zumindest optisch - endgültig zur Vergangenheit.

30.12.2015

 So erfreulich der Abbau des Werkgebäudes auch ist, der Steinbruch bleibt vorläufig ein nicht wieder gut zu machender Schaden für die Natur, die Umwelt und die Gemeinde Pettendorf, der vor fast 40 Jahren seinen Anfang hatte.

Im Mai 1978 genehmigte das Landratsamt Regensburg der Firma Dolomit-Schotterwerk-Etterzhausen auf einer Fläche von 15 Hektar Kalkstein abzubauen. Es handelte sich aber um die falsche Stelle. Tragisch ist vor allem, dass damals das erst 1991 festgelegte Naturschutzgebiet Greifenberg noch nicht existierte. Dann hätte es nämlich diese Genehmigung so nicht gegeben.

Das Naturschutzgebiet umschließt den Steinbruch an drei von vier Seiten. Wie ein großer Biss von einem Stück Brot frisst sich der ehemalige Steinbruch tief in das Naturschutzgebiet hinein. Man kann also von der Bundesstraße bei Mariaort das Naturschutzgebiet betreten, darin in einem großen Bogen um den Steinbruch herumgehen und erreicht nahe bei Etterzhausen wieder die B8. Das heutige Naturschutzgebiet ist eigentlich nur das was noch übrig geblieben ist. Da wo heute der Steinbruch ist, war vor 40 Jahren die gleiche Flora und Fauna, die dann zu spät Naturschutzgebiet wurde.

1978, bei der Genehmigung des Abbaus, wurde die jährliche Abbaumenge auf 60.000 m2 jährlich begrenzt. Hätte das Schotterwerk sich daran gehalten, so wäre der Steinbruch heute und noch viele Jahre in Betrieb. Der Unmut vieler Pettendorfer Bürger über einen nicht genehmigten, aber von den Behörden geduldeter massiver Abbau – es gab Jahre, da baute das Werk jährlich das 10- bis 12-fache der genehmigten Menge ab – führte unter anderem auch zur Gründung der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe 1985. Bereits zehn nach der Genehmigung waren die 15 Hektar bis zum Straßenniveau der B8 völlig ausgebeutet. Eine dann vom DSE 1988 beantragte Erweiterung auf 40 Hektar scheiterte damals am Protest vieler Pettendorfer Bürger, hervorgerufen durch die zahlreichen  Informationsveranstaltungen der BN-Ortsgruppe. Da damals das NSG noch nicht errichtet aber glücklicherweise schon konkret geplant war, wollte die Firma DSE mit einem Tunnel unter dem Naturschutzgebiet hindurch im Norden den Abbau fortsetzen. Das waren damals dramatische Wochen und Monate für den BN. Bei dieser Erweiterung des heute sichtbaren Steinbruchs auf das Dreifache würde der Greifenberg als Berg nicht mehr existieren. Das heißt, wir hätten einen freien Blick von Regensburg bis nach Etterzhausen. Nichts von der heute streng geschützten Pflanzen- und Tierwelt im NSG würden noch existieren.

Wir sind deshalb den damals in den späten 1980er und 1990er Jahren aktiven BN-Mitgliedern zu großem Dank verpflichtet und natürlich der Pettendorfer Bevölkerung sowie den Grundstückseigentümern, die den Widerstand gegen die Erweiterung unterstützten.

Das Werk erhielt dann noch die Genehmigung auf dem Gebiet des Steinbruchs mehrere Meter in die Tiefe im Grundwasser abzubauen.

Die jetzt abgebaute Brech- und Silo-Anlage wurde bereits kurz nach der Genehmigung des Abbaus 1978 errichtet und diente der Veredelung des Abbaumaterials. Es durfte aber nur Kalkstein aus dem Steinbruch verarbeitet werden. Als Mitte der 1990er Jahre auch bis in eine Tiefe von sechs bis acht Metern der Kalkstein erschöpft war, verarbeitete die Firma DSE Kalkstein und Dolomit aus anderen Örtlichkeiten. Da dies nicht genehmigt war und der Steinbruch endgültig ausgebeutet war, verlangte das Landratsamt in den späten 1990er Jahren in mehreren Bescheiden die Stilllegung. Eine Klage einer Firma aus Lauterhofen, die den Steinbruch inzwischen erworben hatte, gegen diese Bescheide wurde im August 2002 in Regensburg und ein Jahr später vom dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zurückgewiesen. Die Bescheide des Landratsamtes waren damit spätestens seit 2003 rechtskräftig. Aber es ist nichts geschehen.

Bei einer Besprechung im Januar 2015 habe ich die neu gewählte Landrätin Tanja Schweiger auf den seit fast 10 Jahren nicht ausgeführten Bescheid hingewiesen. Sie hat versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern und hat Wort gehalten. Von Mitte August bis Ende Dezember 2015 hat der Eigentümer - wie seit 2000 durch Bescheide des Landratsamtes angeordnet - die Brech- und Klassieranlage vollständig abgebaut sowie der Betonsockel und die riesigen Teerfläche entfernt.

So traurig der Verlust des Flora und Fauna dort ist, wo heute der Steinbruch besteht, so erfreulich ist die Entwicklung der Pflanzen und Tiere nach der Stilllegung Ende 2002. Der Steinbruch ist ein gutes Beispiel, dass der Mensch letztendlich die Natur nicht vernichten kann. Die Natur hat sich den Steinbruch zurückgeholt. Im Feuchtbiotop der Steinbruchsohl lebt die seltene Gelbbauchunke. Der Steinbruch ist Rückzugsgebiet für Wasservögel aus dem Naabgebiet. Der Wanderfalke und der seltene Zwergtaucher wurde beobachtet. Und, worüber wir uns besonders freuen, seit sieben Jahren, seit 2009, brütete jedes Jahr ein Uhu-Pärchen in den vor Feinden sicheren Steilhängen. Der Wunsch der BN-Ortsgruppe wäre, dass der Steinbruch in absehbarer Zeit ein Teil des Naturschutzgebietes Greifenberg wird.
Rainer Brunner