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Ein Biotop aus vergangenen Zeiten

Südwestlich von Hermannstetten finden wir einen etwa nur 500 Quadratmeter großen quellnassen Nordosthang mit einer inzwischen sehr seltenen Vegetation. Oberhalb des Hangs befindet sich eine Quelle, die auch in langen Trockenzeiten ausreichend Wasser liefert.

Diese Trollblumenwiese bei Wolfsegg ist eine der wenigen übrig gebliebenen Feuchtwiesen in unserer Region.

Solche Feuchtwiesen waren früher in unserer Gegend an Stellen mit Lehmboden recht häufig zu finden. Einmal im Jahr gemäht wurde das Mähgut als Einstreu im Stall verwendet. Viele Feuchtwiesen wurden seit Anfang des 19. Jahrhunderts, besonders aber nach dem zweiten Weltkrieg trockengelegt und durch Umbruch in Ackerland umgewandelt. Dadurch sind viele der für Biotope typischen Pflanzen und Tiere verschwunden.

Wir finden hier die typischen Nasswiesenvertreter, wie den Bergmolch oder den Grasfrosch, aber auch Binsen, Seggen, Sumpfdisteln, Sumpfdotterblumen, den Wiesenknopf, die Kümmel-Silge, den Sumpf-Schachtelhalm und die drei Rote-Liste-Arten Trollblume, Sumpf-Sternmiere und das Breitblättrige Knabenkraut.

Die Trollblume gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Sie ist deutschlandweit im Bestand gefährdet und steht daher unter Naturschutz. Der Name leitet sich von dem altdeutschen Wort „troll“ für „kugelrund“ ab.

Die auffälligen hellgelben Blütenblätter der Trollblume bilden eine Kuppel, die einen so kleinen Durchlass aufweist, dass ihn nur kleine Insekten, Fliege und Käfer passieren können. Deshalb spielen Fliegen eine wichtige Bestäuberrolle. Sie legen ihre Eier in die Fruchtknoten. Ihre Larven ernähren sich von dem heranwachsenden Samen. Deshalb kann eine Trollblume maximal sechs Fliegenlarven verkraften, ansonsten ist der „Fressschaden“ größer als der Nutzen durch die Bestäubung.

Das Breitblättrige Knabenkraut ist eine auf ungedüngten Feuchtwiesen noch gelegentlich anzutreffende Orchideenart. Auf der Trollblumenwiese bei Wolfsegg hat es sich erst seit etwa 2005 eingefunden, was den Wert dieses Biotops noch gesteigert hat. Bei den drei bis acht dunkel gefärbten Laubblätter sind die unteren größer und eiförmig, die oberen werden zunehmend kleiner und sind mehr lanzettlich geformt. Der Blütenstand enthält bis zu 40 purpurrote, manchmal hellrosa, Blüten. Die Blütezeit ist ähnlich der Trollblume zwischen Mai und Juli. Diese interessante Orchideenart benötigt einen feuchten und stickstoffarmen Boden und ist deshalb vor allem durch Düngung vielerorts verschwunden.

Die Trollblumenwiese wurde seit Mitte der 1980er Jahre jedes Jahr von freiwilligen Helfern der BN-Ortsgruppe Pettendorf-Pielenhofen-Wolfsegg gemäht. Seit 2017 verweigert der Eigentümer seine Erlaubnis. Durch hereinwachsenden Wald wird dieses Biotop in einigen Jahren endgültig verschwinden.
Oktober 2017