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Eine PV-Freiflächen-Anlage macht noch keinen Winter

Seit September haben wir in der Gemeinde Pettendorf unsere erste Freiflächen-PV-Anlage. 400 Haushalte können mit dieser Anlage mit Strom, einer Energie, die uns die Sonne schenkt, vollständig mit Strom versorgt werden. Hier eine Betrachtung, was in den nächsten 23 Jahren zu tun ist.

10.10.2023

Der Eigentümer des Grundstücks, ein Bürger aus der Gemeinde, hat mit einer PV-Anlage seinen Grundbesitz deutlich aufgewertet, wirtschaftlich und ökologisch. Ökologisch deshalb, da man davon ausgehen kann, dass das bisher intensiv landwirtschaftlich genutzte Feld in den nächsten 30 Jahren nicht mehr gedüngt wird und unter den Solarpanelen ein ansehnliches Biotop entstehen wird.

Damit ist Pettendorf aber noch lange nicht klimaneutral!

Wir reden nämlich fast immer nur vom Strom, den wir im Haushalt, in Betrieben, Verwaltung und öffentlichen Gebäuden verbrauchen. Strom wir zurzeit in Pettendorf zu knapp 50 Prozent klimaneutral erzeugt. Das sind die PV-Dachanlagen. Allerdings, Strom ist mit etwa 14 Prozent nur ein Siebtel unseres derzeitigen Gesamt-Energiebedarfs in der Gemeinde. Der Bedarf für elektrische Mobilität ist noch nicht mal hinzugerechnet.

Die weitaus größere Energiemenge in der Gemeinde Pettendorf ist der Bedarf an Wärme zum Beheizen unserer Gebäude. Diese Energie kommt zurzeit zu 74 Prozent von fossilen Energieträgern. Die restlichen 26 Prozent sind regenerative Energieträger, z.B. Holz, Pellets, Solarthermie.

2020 war nach dem im Februar 2023 veröffentlichten Energienutzungsplan (ENP) der Gemeinde Pettendorf der fossile Anteil der Wärmeenergie zum Beheizen unserer Gebäude, also Heizöl und Gas, fünfmal so große wie die zur gleichen Zeit verbrauchte elektrische Energie. Sehr viele Megawattstunden an Wärme müssen in den nächsten 23 Jahren komplett durch klimaneutralen Strom ersetzt werden.

Das weitaus größere Problem ist also die Energie für Wärme. Der Abschiedvon den vielen Gas- und Ölheizungen wird DIE Herkulesaufgabe für die meisten Bürgerinnen und Bürger in Pettendorf werden. Hinzu kommt die für die Nutzung von Wärmepumpen dringend notwendige energetische Sanierung der Gebäude. Denn Wärmepumpen sind nicht in der Lage, die Vorlauftemperaturen unserer konventionellen Heizungen zur erreichen.

Diese Wunderwerke der Technik können jedoch mit einer Kilowattstunde Strom aus kalter Winterluft drei Kilowattstunden warme, angenehme Zimmertemperatur erzeugen.

Deshalb brauchen wir zukünftig mit Wärmepumpen-Heizungen nur noch ein Drittel der Energiemenge, die wir derzeitigen mit fossilen Energieträgern Gas und Öl erzeugen. Wir brauchen aber für den Betrieb der Wärmepumpen wesentlich mehr Strom und weitere Freiflächen-PV-Felder und weitere private Aufdach-PV-Anlagen.

Übrigens, wie bereits erwähnt, die Energie für Mobilität, die in ihrem Umfang knapp dem Anteil der Wärmeenergie entspricht, ist in diesem Artikel, wie auch im ENP, nicht berücksichtigt.

Keiner wird gezwungen, sein Eigentum auf Klimaneutralität umzustellen. Die wichtigste Aktion wäre die energetische Sanierung alter Häuser. Außerdem, fossile Energieträger werden in den nächsten Jahren – nicht nur politisch gewollt - Zug um Zug teurer werden.

Um 2045 in Pettendorf komplett klimaneutral zu werden, brauchen wir noch mindestens zwei Mal die PV-Leistung von Kneiting und Aichahof. (Quelle Energienutzungsplan Pettendorf).
Rainer Brunner