Offener Brief an den „Sehr geehrten Herrn Brunner“
Ende November 2022 erschien im Pettendorf aktuell (Mitteilungsblatt) ein Offener Brief des 1. Bürgermeisters Obermeier an den Bund Naturschutz. Ich wurde dort namentlich genannt.
Obermeier stellt darin fest, der Bund Naturschutz würde in letzter Zeit wiederholt im Pettendorf aktuell Themen aufgreifen, die nicht das regionale Vereinsgeschehen betreffen und im Wesen politisch wären. Der Gemeinderat hätte vor vielen Jahren beschlossen, Berichte der Vereine im Mitteilungsblatt der Gemeinde müssten unpolitisch bleiben. Der Bund Naturschutz würde sich nicht an das Beschlossene halten. Der Bund Naturschutz würde politisieren.
Seit über 25 Jahren schreibe ich als 1. Vorsitzender in fast jeder Ausgabe des Pettendorf aktuell einen Aufsatz zu Aktivitäten der Bund Naturschutz-Ortsgruppe. Diese Tradition habe ich vor über zwei Jahrzehnten von meinem Vorgänger Hans Wurmlinger übernommen. Bereits er schrieb regelmäßig monatliche Aufsätze für das damalige Mitteilungsblatt.
Alle dieser über 250 Berichte zu den Aktivitäten und zu den umweltpolitischen Zielen der Bund Naturschutz-Ortsgruppe waren immer parteipolitisch neutral. So steht es in der Satzung des Bund Naturschutz. Ich habe mich stets eng an diese Vorgabe gehalten. Obermeier konnte auch nicht ein einziges Beispiel nennen, das parteipolitisch ist.
Die Aktivitäten des Bund Naturschutz sind so gut wie immer politisch. Der Bund Naturschutz ist als Umweltschutzverband sogar politisch hochaktiv, um seine Ziele zu erreichen. Auch das steht in unserer Satzung. Politisch ist aber nicht parteipolitisch. Als Anwalt der Natur und Umwelt gehört es zum Wesen des Bund Naturschutz, sich in Schrift, Wort und Tun, so oft es geht, bei umweltpolitischem Fehlverhalten einzumischen.
Die erwähnten Vorgaben des Gemeinderates waren damals vermutlich plausibel, vernünftig und gut gemeint. Ein Männergesangverein, ein Sport- oder Schützenverein, hat in aller Regel keinen Grund sich politisch zu äußern. Es gibt aber Vereine, die, wenn sie sich öffentlich äußern, politisch äußern müssen, um das zu erreichen, wofür sie gegründet wurden. Dies gilt für alle Umweltschutzverbände, kann aber auch zum Beispiel bei einem Obst- und Gartenbauverein vorkommen.
Diese, manchmal politischen Aufsätze des Bund Naturschutz, haben die Bürgermeister und Gemeinderäte in diesen 25 Jahren noch nie beanstandet. Ein Hinweis auf bewusste Verstöße gegen die Natur, Missachtung der Naturschutzgesetze, auf Pflichtverletzungen und Entgleisungen in Natur und Umwelt, bei Verstößen gegen die umweltpolitischen Ziele der Landesregierung und des Bundes, gehört es zur DNA aller Umweltverbände. Dazu wurden sie ins Leben gerufen.
Ich bin mir sicher, auch weiterhin werden die Berichte und Stellungnahmen des Bund Naturschutz im Pettendorf aktuell wie bisher erscheinen. Das Recht zur freien Meinungsäußerung gehört zu den Grundpfeilern unserer Demokratie.
Die nicht mehr wegzudiskutierende Klimaveränderung und die von vielen Wissenschaftlern angekündigte Klimakatastrophe, zeigen, dass die Stimmen der Umweltverbände notwendiger sind als je zuvor. Bayern will bis 2040 klimaneutral sein. Heute noch werden über 80 Prozent der Energie in Bayern aus fossilen Energieträgern hergestellt. Ich bin mir sicher, dass Bayern dieses Ziel bis in 23 Jahren erreichen wird, aber nur, wenn auch die Gemeinde Pettendorf, wie viele Gemeinden in Bayern, bei dieser riesigen Aufgabe aktiv mitwirkt und sie als lebensnotwendig verinnerlicht.
Rainer Brunner, 1. Vorsitzender Bund Naturschutz Pettendorf-Pielenhofen-Wolfsegg